Gaslighting – eine Form der psychologischen Manipulation

Selbstsabotage

Gaslighting ist eine Form der psychologischen Manipulation, bei der eine oder mehrere Personen heimlich Zweifel säen und eine Person dazu bringen, an ihrer eigenen Wahrnehmung, Erinnerung und Beurteilung zu zweifeln.

Dadurch entsteht ein Gefühl der kognitiven Dissonanz. Die Person fühlt sich äußerst unwohl, weil die präsentierten Informationen den eigenen Wahrnehmungen zuwiderlaufen und die neuen Daten akzeptiert werden können gegen die eigenen.

Häufig entwickelt die Person ein vermindertes Selbstwertgefühl. Durch Verleugnung, Täuschung, Widersprüche und Fehlinformationen wird das Subjekt instabil, und die Grundwerte werden entkräftet.

In extremen Fällen kann das ständige Bombardieren einer Person mit neuen kontroversen Informationen eine Gehirnwäsche bewirken. Es ist vergleichbar mit der NLP-Technik Mirroring/Report.

Beim Gaslighting wird zunächst das Selbstvertrauen einer Person gebrochen, um sie instabil und unsicher zu machen, und dann beginnt die Person, die Gaslighting anwendet, das Opfer in die gewünschte Richtung zu führen.

Diese manipulative Art der Kommunikation wird auch im privaten Umfeld eingesetzt. Gaslighting findet oft von Personen statt, denen man vertraut, wobei der eine den anderen subtil manipuliert. Da es oft in intimen Beziehungen vorkommt, kann es schwierig sein, Manipulationen zu erkennen.

Je länger jemand der Manipulation ausgesetzt ist, desto größer ist der psychologische Schaden. Über Gaslighting Bescheid wissen, sich mit den Methoden vertraut machen bedeutet, sie bewusst zu durchschauen und das hilft sich vor Manipulation zu wappnen. Sie kann nur schaden, solange sie unbewusst wirkt.

Wenn jemand Opfer einer (psychologisch) gewalttätigen Beziehung ist, ist es ratsam, einen qualifizierten Berater hinzuzuziehen.

Die subtile Art der Täuschung kann in allen möglichen Situationen vorkommen, von einer persönlichen Beziehung bis hin zu sehr groß angelegten Aktionen, z. B. für politische Zwecke. Vor allem in einer familiären Situation kann Gaslighting bleibende Schäden verursachen, vor allem wenn Kinder beteiligt sind. Es wirkt sich stark auf die noch nicht gefestigte Persönlichkeit eines Kindes aus, lehrt und prägt diese Muster.

In einer intimen Partnerbeziehung kann eine Person die andere fälschlicherweise beschuldigen. Jemand, der seinen Partner ständig beschuldigt, egoistisch, irrational oder verrückt zu sein, isoliert ihn/sie und untergräbt sein/ihr Selbstvertrauen, um den Partner leicht kontrollieren zu können. Der Partner wird auch beschuldigt, vergesslich zu sein, bis er/sie beginnt, an sich selbst zu zweifeln.

Vor allem narzisstische Eltern sind dafür bekannt, dass sie ihre Kinder (absichtlich oder unabsichtlich) psychisch missbrauchen. Sie setzen ihre Kinder unter Druck, um sie unter Kontrolle zu bringen oder zu halten. Sie können ihre Gefühle herabsetzen und sie in Selbstzweifel versetzen, was ihr Selbstvertrauen untergräbt, damit wird enorm verunsichert, schafft Versagensängste und Selbstsabotage.

Selbstsabotage

 

Merkmale des Gaslighting

1. Leugnen gemachter Aussagen

Eines der beunruhigendsten Merkmale von Gaslighting ist, dass der Manipulator alles, was er zuvor gesagt hat, direkt abstreitet. Die frühere Aussage kann auch verzerrt sein, so dass jemand sich selbst und seinen Sinn für die Realität in Frage stellt.

Wenn jemand sagt, dass etwas nicht passiert ist, wovon Du überzeugt bist, was bedeutet das dann für den Rest der Realität? Du fragst Dich, ob Du spinnst, zweifelst an Deiner Wahrnehmung?

Das ist der Grund, warum diese Art der Manipulation so schädlich ist. Sie kann das gesamte Selbst- und Weltbild einer Person auf den Kopf stellen und das Opfer dazu bringen, seine gesamte Wahrnehmung bis hin zur eigenen Identität in Frage zu stellen.

Eine Möglichkeit, damit umzugehen, besteht darin, objektive Beweise von bestimmten Gesprächen zu erstellen. Als ideal erwiesen hat sich in meiner Praxis, nur noch schriftlich in einem solchen Verdachtsfall zu kommunizieren, weil so alles nachvollziehbar ist, ggfls. gut auch mit einer neutralen erfahrenen Person analysiert und durchschaut werden kann. Bis man akut und direkt konfrontiert sofort angemessen reagieren kann brauch sehr viel Übung – dafür ist die Lebenszeit eigentlich viel zu schade.

2. Projektion von Emotionen

Eine häufig angewandte Technik besteht darin, die Emotionen auf in oder auf zu projizieren. Wenn jemand frustriert ist, Schuldgefühle oder Ängste, werden diese Emotionen oft auf jemanden projiziert oder introjiziert, das fühlt sich dann wirklich an wie eine Injektion oder Infusion – kaum mehr von der eigenen zu unterscheiden, aber eben doch nicht stimmig.

Indem man sich ständig Frustrationen anderer aussetzt, beginnt wohl jeder ab einem gewissen Punkt an seinem Realitätssinn zu zweifeln.

3. Kristallklare Lügen als Präzedenzfall

Wenn Menschen lügen, müssen wir oft erst nachdenken, bevor wir die Lüge durchschauen können. Sind wir sehr emotional, aufgewühlt, verunsichert, setzt bekanntlich der Verstand aus. Wir erkennen oft jemanden, der unverhohlen lügt. Gaslighter nutzen sehr tricky ihre früheren Lügen als Grundlage für ihre aktuellen Aussagen.

Wenn sie dann der Lüge überführt und bezichtigt bzw. damit konfrontiert werden, lassen sie annehmen, dass alles, was sie von Anfang an gesagt haben, eine Lüge war, wodurch die Manipulation zu einer regelmäßigen Routine wird.

4. Der Ruf von Freunden

Als Opfer von Manipulation erkennen viele Menschen nicht, in was für einer Situation sie sich befinden. Sie werden blind für das, woran sie gewöhnt sind. Oft gibt der Manipulator auch das Gefühl, dass Freunden nicht zu vertrauen sei. Diese Freunde sind natürlich eine Bedrohung für den Manipulator, weil sie ihn oder sie besser entlarven können.

Freunde und Familie werden oft vom Gaslighter diskreditiert, damit er/sie die Technik ungehindert fortsetzen und er/sie so weiter destabilisieren kann. Zum Beispiel wird die Integrität in Frage gestellt oder die Kontakthäufigkeit stark eingeschränkt. Irgendwann ist man völlig isoliert und findet sich als verstoßen oder entsozialisiert wieder und glaubt dann auch noch, mit einem selbst stimme wirklich was nicht.

Häufig wird das Umfeld auch in die Manipulation mit einbezogen bspw. als Flying Monkeys Kinder, Freunde, Nahestehende, freundlich Zugewandte ebenfalls benutzt, um indirekt zu wirken und damit es kaum noch auf den Gaslighter zurückführbar ist, sind es doch die anderen, die wirken und die Manipulation ad absurdum erfolgreich ausführen helfen – unbewusst natürlich.

5. Es ist nicht alles negativ

Missbrauch wird fast immer mit Negativität in Verbindung gebracht, aber genau das ist das Heimtückische am Gaslighting. Emotionale Manipulation kann auch durch positive Kommentare erfolgen, bei denen der Manipulator seinen Versuch, das Opfer zu untergraben, mit lustigen, allgemeinen Aussagen tarnt.

Oft handelt es sich dabei um Zynismus oder Sarkasmus, um die Fäden mit einem Lächeln unter Wasser zu bringen – passiv-aggressiv oder mit Humor getarnter Hohn und Spott. Diese typische Heiß/Kalt-Kommunikation ist der Grundstein des Missbrauchs.

6. Verwirrung säen ist eine Priorität

Viele Missbraucher sorgen dafür, dass sich ihre Opfer ständig verwirrt fühlen. Menschen, die Gaslighting anwenden, umgeben sich immer mit Ablenkungen und Nebelwänden. Es ist wichtig, diese Merkmale zu erkennen, um nicht Opfer eines emotionalen Missbrauchs werden oder bleiben. Einmal erkannt und damit konfrontiert wechseln blitzschnell die Strategie – das ist unglaublich anstrengend immer alles kann niemand auf dem Schirm haben und früher oder später gilt, wieder einmal reingefallen. Aua.

7. Die Macht der Wiederholung

Gaslighting ist eine Technik, die sich für den Missbraucher nicht kurzfristig auszahlt. Es braucht Zeit, um das Opfer darauf zu konditionieren, in bestimmte Muster zu verfallen, insbesondere in Muster der Unsicherheit.

Über einen längeren Zeitraum hinweg führt der Manipulator langsam immer mehr Taktiken ein, um das Opfer zu konditionieren und sein Ego immer mehr zu “bearbeiten” – die Integrität zu destabilisieren. Da dieser Prozess so langsam verläuft, ist er kaum wahrnehmbar. Je bewusster auch über die schleichende Vorgehensweise man ist, umso eher kann man sich schützen und rechtzeitig eingreifen bzw. in Sicherheit auf Abstand bringen.

8. Andere werden zum Zweifeln gebracht

Ein Manipulator kann die Wahrnehmung des Opfers erheblich stören, indem er andere einbezieht und beeinflusst. Dabei machen sich auch andere schuldig, das Opfer zu manipulieren. Dabei weisen sie dem Opfer kleine Merkmale zu, die dann im Gesicht des Opfers vergrößert werden.

Ein Manipulator wird im Beisein anderer Personen immer dann um Bestätigung bitten, wenn er etwas Negatives über das Opfer gesagt hat, z. B. eine Charaktereigenschaft. Die Beteiligten werden den Behauptungen zustimmen, wodurch sich das Opfer schuldig und unsicher fühlt.

9. Emotionen ausnutzen

In jeder Partnerbeziehung ist es üblich, Gefühle und Bedürfnisse zu teilen. Diese Beziehungsdynamik wird jedoch oft missbraucht, indem der Manipulator den anderen dazu bringt, Dinge zu tun, die er eigentlich nicht tun will. Auf diese Weise fühlt sich das Opfer unbehaglich. Der Manipulator tut dies auf subtile Weise, so dass es keinen “harten Beweis” für die Manipulation gibt z.B. für eigentlich hohe Werte wie die Kinder oder Eltern, etwas soziales etc.

Anhand dem Umgang mit eigenen Bedürfnissen kann gut erkannt werden, inwiefern jemand von Manipulatoren geprägt wird und/oder wurde. Hier ist der größte Hebel, die Schwelle aus der toxischen in eine heilende Beziehungserfahrungen vor allem auch wieder mit sich selbst.

Abschließende Gedanken

Die oben genannten Eigenschaften von Gaslighting geben einen Einblick in die unangenehmen Situationen, in denen man zum Opfer werden kann. Deshalb ist es wichtig, die Folgen von Gaslighting, so subtil es auch sein mag, nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Vor allem langfristiger psychischer Missbrauch kann lebenslange Traumata verursachen.

Gaslighting ist eine unglaublich schädliche Form der emotionalen Manipulation. Wenn Du lernst, effektiv mit Gaslighting umzugehen, kannst Du Dich oder Menschen in Deinem Umfeld rechtzeitig aufklären. Wenn Du oder eine Dir nahestehende Person Opfer von Gaslighting geworden sind oder Du einen Verdacht diesbezüglich hast, lass Dich nicht mundtot machen – bleib unverblümt direkt und ehrlich, sprich aus, was Du siehst und wahrnimmst – ein Manipulator mag das gar nicht und verzieht sich schnell, einem Opfer kann es nützlich sein und alles andere ist auch unterlassene Hilfeleistung in einer Notsituation.

 

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