Sehnsucht nach Nähe und gleichzeitig Angst vor Verletzung…

Nähe und Distanz sind individuell subjektive und situative Bedürfnisse. Häufig wurden Erfahrungen z.B. mit Grenzverletzungen oder Verlassenheit zu Filtern. Diese prägen künftige Beziehungsmuster. Leider verhindern sie auch gesunde Beziehungen und es dominieren dysfunktionale, solange bis ursprüngliche Wunden gesehen und versorgt, nachgenährt und geheilt werden. Bis wahre Gefühle, Ängste, Emotionen wie Wut und Trauer ehrlich gefühlt werden und sich in 7 bis 90 Sekunden(!) in Wohlgefallen auflösen!

Zum Beispiel führt frühe Verlassenheit zu Selbstentfremdung – das war das allererste Psychologiebuch, das ich mir mit 18 selbst gekauft hatte: ‘Verlassenheit und Selbstentfremdung’ von Kathrin Asper. Die erfahrene Psychotherapeutin schließt mit diesem Buch über gestörtes oder krankes Selbstwertgefühl eine Lücke im Umgang mit Narzissmus.

Zu dieser Zeit hatte ich in meinem Tagebuch geschrieben… eine mich bis heute begleitende und durchs leben leitende Art Spickzettel mit der Überschrift ‘Über den Umgang mit Gefühlen anderer Menschen…’. Ich lernte, wie in der Mitte bleiben, gerade wenn wir mit Dysfunktionalem konfrontiert sind. Wie Beziehungsbedürfnisse nähren und Beziehungswunden heilen. Wie sich befreien von Abhängigkeiten und Verstrickungen, vor allem unbewusst, latent wirkenden.

Emotionale Verlassenheit eines Kindes bedeutet Verunsicherung und fehlende Möglichkeit der Selbstwahrnehmung und Stabilisierung in der eigenen Identität. So wirken von ihren Emotionen abgetrennte Erwachsene destabilisierend und die innere Leere wird versucht zu kompensieren, um ‘perfekt’ zu funktionieren. Dann wird sich-selbst-verlassen zur Waffe und die Kopflastigkeit dominierend oder Überanpassung zum Standard. Andere werden benutzt.

Verlust der Gefühle oder diese ungesteuert ausleben sind nur mögliche Optionen – wir können sie auch annehmen, kurz aushalten und so auflösen. Wir können die darin gebundene Energie freisetzen. Wir können uns erlösen, von allen niederen, belastenden, blockierenden, hinderlichen, störenden, sabotierenden, herzlosen Energien, indem wir ehrlich spüren und fühlen, unsere Gefühle wahrnehmen, auch und gerade wenn diese unangenehm sind.

Sich überanpassen auf Kosten der Wahrnehmung der eigenen Gefühle zum Beispiel der Verlassenheit durch das Verlassen eigener Gefühle, bewirkt erfolgreich, dass das Gefühl der Verlassenheit nicht mehr gefühlt werden muss. Vom Opfer zum Täter im Dramadreieck bedeutet dann, verlassen, um nicht verlassen zu werden oder als Retter, Helfer andere statt sich selbst.

So auch schlagen, um nicht geschlagen zu werden. Zerstören, um nicht zerstört zu werden usw.

Ein in der Kindheit deprivierter Mensch neigt zu Angst- oder Unsicherheitsbindungen, die sich durch eine übermäßige Anklammerung äußern, Vereinnahmung oder Bindungsphobie.

Tröstlich ist – wir haben die Wahl.
Angst und Sehnsucht oder Heilung und Freude – teilen.

Zitat Anziehung

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