Was Menschen (noch) nicht kennen

Ich habe Angst zu emotional zu sein.
Zu nachdenklich,
Zu tiefsinnig.
Zu skeptisch, analysierend, zu hinterfragend.

Ich habe Angst zu laut zu sein.
Zu temperamentvoll,
Zu leidenschaftlich.
Zu chaotisch, launenhaft oder zu lebendig.

Ich habe Angst zu facettenreich zu sein.
Mal zu still oder zu leise.
Dann vielleicht wieder zu wild oder zu experimentierfreudig.

Die Angst zu viel oder zu
wenig zu sein.
Zu normal oder zu verrückt.

Zu viel oder zu wenig zu fühlen.
Zu tief oder zu oberflächlich zu denken.

Doch ganz egal was
sich auch zeigt.
Ob bewusste Ängste oder
aber auch damit verbundene Erwartungen.

Die größte Angst liegt weder im Gefühl des zu laut, zu wild oder zu verrückt seins.

Noch sind es Erwartungen, die damit einhergehen könnten.

Denn das, was wirklich beängstigend ist, ist die Vorstellung, dass da jemand ist, dem man nicht zu emotional, zu nachdenklich oder tiefsinnig ist.

Jemand der die Skepsis, das Analysierende und Hinterfragende versteht, vielleicht sogar mag.

Jemand dem es nicht zu laut, zu temperamentvoll oder zu leidenschaftlich sein kann.

Jemand der mit Emotionen, der Launenhaftigkeit und Lebendigkeit genauso umgehen kann, wie mit der Facettenvielfalt.

Jemand der die Stille und das Leise genauso liebt, wie das wilde und experimentierfreudige.

Jemand, dem es nicht zuviel oder zu wenig ist.
Nicht zu normal oder zu verrückt.

Jemand der genauso viel fühlt und damit umgehen kann, egal ob es normal oder verrückt erscheinen mag.

Jemand, der den Fokus nicht auf Erwartungen legt, sondern das Wachstum durch diese Ängste sieht.

Jemand der einfach bleibt,
den Raum halten kann und nicht geht.

Der die Flucht nicht mehr erlaubt.
Einfach gerne bleibt.

Und genau dadurch die größte Täuschung an die Oberfläche holt, welche durch das Analysieren von Erwartungen oder Ängsten nicht gesehen werden kann.

Menschen haben keine Angst vor Ängsten, auch nicht vor Erwartungen.
Denn sie haben gelernt damit umzugehen oder davor zu fliehen und sich zu schützen, einzumauern.
Gelernt wie es ist, zuviel oder zu wenig zu sein. Gelernt mit Zurückweisungen oder Ablehnungen zu überleben.

Was Menschen jedoch nicht kennen, ist das Gefühl, wenn jemand bleibt.

Das, was oft am meisten gewünscht wird, ist das,
was oft am wenigsten zugelassen wird und behutsame neue Erfahrungen braucht.

Angenommen werden.
Ankommen.
Sein dürfen.
Willkommen sein.
Ganz und mit allem.
Wertvoll.

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